Barbara Wittmann, wie fühlen sich Massentierhalter?
Shownotes
Legehennen in Käfighaltung, Antibiotika in Schweinefleisch, Insektenschutzmittel, Methan- und Nitrat-Belastung, BSE: Die Liste der Skandale in der Landwirtschaft ist lang. Über Jahrzehnte hat sich das Bild von Landwirten vom Erzeuger von wichtigen Nahrungsmitteln zu einer Berufsgruppe entwickelt, die oft Kritik einstecken muss. Über Landwirtinnen und Landwirte wird viel gesprochen, geredet und geforscht. Mit ihnen hingegen wird selten gesprochen, wie Ethnologin Barbara Wittmann feststellte. Und so machte sie die Landwirtschaft zum Thema ihrer Studien.
Alternativen zu Fleisch und Massentierhaltung
Zwei Schwerpunkte ihrer Forschung sind Thema im "Fränkischen Talk":
Einerseits spricht sie über die Auswirkung von immer mehr Alternativen zu Fleisch als Proteinquelle auf landwirtschaftliche Betriebe. Ackerbohnen, Erbsen, aber auch Algen und Insekten sind als alternative Proteinquellen auch in der Landwirtschaft ein Thema.
Außerdem geht es um die Frage, wie sich eigentlich Massentierhalter mit ihrem Job fühlen. Als Barbara Wittmann für ihre Dissertation Landwirten gegenüber saß, die in ihren Betrieben Intensivtierhaltung – im Volksmund Massentierhaltung – betreiben, fehlten ihr manchmal die Worte.
Bedrohungen, Anfeindungen, Gerichtsprozesse
Sie ist weder Vegetarierin oder Veganerin, sie isst Fleisch und sie kennt sich mit Landwirtschaft gut aus. Sie ist sie selbst in einem Ackerbau-Betrieb groß geworden. Unabhängig davon, was sie von Betrieben mit bis zu 300.000 Tieren hält, ging ihr nah, was ihre Interview-Partner erzählten: von Bedrohungen und Anfeindungen, von Bürgerinitiativen und Gerichtsprozessen, die mehrere Aktenordner füllten, und von Kindern, die in der Schule für den Beruf ihrer Eltern beschimpft werden.
Betriebe in ganz Bayern hat sie für ihre Forschung besucht. Und zu ihrer Überraschung wurden ihr praktisch alle Türen geöffnet: "Ich hatte keine Probleme, Interviewpartner zu finden. Es war nicht so, dass das Bild von abgeschotteten Massentierhaltungshöfen, auf die keiner gelassen wird, sich irgendwie bestätigt hat", erzählt sie. "Im Gegenteil: Ich hatte weitestgehend das Gefühl, es ist eine Chance, die gesehen wurde, um die eigene Perspektive zu erzählen."
Niemand hatte etwas zu verbergen
Sie wurde in die Ställe gelassen und konnte sich alles anschauen. "Ich hatte nicht das Gefühl, da will jemand was verbergen." Diese Erkenntnis war für Barbara Wittmann schon ein großer Befund. Denn ihre eigene Überraschung darüber zeigte ihr, "wie voreingenommen wir manchmal sind."
Im Podcast erzählt sie, welches Selbstbild Intensivtierhalter haben, warum sie die Entscheidung für eine solche Haltungsform getroffen haben und welche Rolle das Verhalten der Kundinnen und Kunden am Ende der Kette spielt. Sie spricht über den Kipppunkt, ab dem Landwirte das kollektive Vertrauen verloren haben.
Alternative Protein-Quellen und Start-Ups
Außerdem geht es um die Frage, welche Alternativen zu Fleisch aus ihrer Sicht eine Chance am Markt haben und welche auf keinen Fall, warum Protein-Quellen für Start-Ups so interessant sind und wie sich die Landwirtschaft aus ihrer Sicht entwickeln wird.
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