John von Düffel, weißt Du, wer Du bist?
Shownotes
John von Düffel hat 18 Bücher geschrieben, darunter "Vom Wasser", "Beste Jahre" und "Houwelandt", zuletzt die Bände "Das Wenige und das Wesentliche" und "Ich möchte lieber nichts". Das Schreiben bezeichnet er als eine sehr einsame Tätigkeit. Als Dramaturg verbringt er außerdem seit vielen Jahren unzählige Stunden im Dunkel der Theatersäle, oft ohne Tageslicht.
In dieser Folge des "Fränkischen Talk" erzählt der Autor und Dramaturg, warum er sich für diese beiden Berufe entschieden hat, die im Widerspruch zu seiner Person zu stehen scheinen.
Er spricht über seine Liebe zum Theater, darüber, welche Aufgaben er künftig hat und wie er sich die Zukunft des Stadttheaters vorstellt. Und er erklärt, warum der neue Job als Intendant des E.T.A.-Hoffmann-Theaters in Bamberg eine neue Form der Verantwortung für ihn bedeutet: "Es gibt für mich jetzt keine Ausreden mehr", sagt er – und das finde er auch gut. Bamberg habe die Voraussetzung für ein großes Theaterpublikum. Wenn Bamberg keine Theaterstadt werde, liege es nicht am Publikum, sondern an ihm.
Im Podcast geht es um die Herausforderung, aktuell gleichzeitig mit der scheidenden Intendantin Sibylle Broll-Pape am Theater zu sein. Broll-Pape hatte um eine zweijährige Verlängerung gebeten, um die Corona-Jahre nachzuholen. Das wurde ihr nicht gestattet. Im Podcast beschreibt von Düffel, wie er die aktuelle Situation erlebt. Er habe "großes Verständnis für die schmerzhafte Situation und die Verletzung" der Noch-Intendantin und der Menschen, die mit dem Ende der Saison mit ihr das Theater verlassen.
Wie versteht er Theater? Was ist ein poetischer Raum? Wie sollen Menschen im Theater den Abend erleben? Warum ist sein Anfang in Bamberg wie ein Blind Date? Darüber spricht er im Podcast und beschreibt, wie er die Beziehung zwischen Intendanz und Publikum versteht. Er erklärt, warum er in Bamberg nicht in der "ersten Bundesliga" der Theater stehen will und warum das sogar besser für die Qualität sein soll.
Wie will er in Bamberg zurechtkommen als jemand, der den ganzen Tag über nichts isst und keinen Alkohol trinkt? Wie kann man zugleich Asket und Genießer sein, wie er es über sich sagt?
Und woher kommt seine außergewöhnliche Liebe zum Wasser? John von Düffel erzählt, was mit ihm passiert, wenn er im Wasser ist. Er beschreibt die Polarität von Wasser als Element des Lebens, aber auch des Todes. Er erzählt davon, wie er bei minus 12 Grad in einem Potsdamer Kanal schwimmen ging und sich an einer Eisscholle das Gesicht aufritzte und dann blutüberströmt und verfroren nach Hause laufen musste.
Im Gespräch gehen Andrea Pauly und John von Düffel außerdem der Frage auf den Grund, warum so jemand wie er in dunklen Theatersälen und als Autor am Schreibtisch arbeitet, obwohl er im offenen Gewässer und draußen in der Landschaft am glücklichsten ist.
John von Düffel wurde 1966 in Göttingen geboren und lebte schon als Kind und Jugendlicher mit seiner Familie in verschiedenen Ländern.
Er studierte Philosophie und wechselnde Nebenfächer in Stirling in Schottland und Freiburg im Breisgau und wurde bereits im Alter von 23 promoviert.
Seit 1993 ist er als Dramaturg tätig, unter anderem in Oldenburg, Basel und Hamburg. Von 2009 bis 2024 arbeitete er am Deutschen Theater Berlin. Mit seiner Frau und Tochter lebt er noch so lange in Potsdam, bis seine Tochter das Abitur hat. Danach will er mit seiner Frau nach Bamberg umziehen.
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