Jakub Hrůša, was fühlen Sie beim Dirigieren?

Shownotes

Wenn die Bamberger Symphoniker und ihr Chefdirigent Jakub Hrůša gemeinsam auf der Bühne stehen, sind nicht nur die Plätze im Konzerthaus an der Regnitz ausverkauft: Auch die großen Opern- und Konzerthäuser der Welt sind gut besucht, wenn Hrůša zu Gast ist.

Seit acht Jahren dirigiert der gebürtige Tscheche die Bamberger Symphoniker. Im vergangenen Jahr hat er sein Engagement nochmals bis zum Jahr 2029 verlängert. Und das, obwohl er ab 2025 parallel die Position als Musikdirektor am renommierten Royal Opera House in London angenommen hat.

Es ist selten, dass ein Ensemble und sein Dirigent so lange erfolgreich und zufrieden zusammenarbeiten wie Hrůša und die Symphoniker. Oft ist nach einigen Jahren die Luft raus, was die Kreativität, den Enthusiasmus und das gemeinsame Wachsen angeht.

In Bamberg ist das anders. Die Symphoniker seien "ein phantastisches Orchester", das in einer erschütterten Welt mit Ruhe eine detaillierte Arbeit ermögliche, schwärmt Jakub Hrůša.

Warum er sich so früh entschieden hat, über 2026 hinaus zu bleiben und ob in fünf Jahren wirklich das Ende seiner Bamberger Zeit kommen werde, verrät er in dieser Folge des "Fränkischen Talks" mit Andrea Pauly.

Darin erlaubt Jakub Hrůša viele Einblicke in sein Denken und sein Selbstverständnis als Dirigent. Er erklärt, warum es für ihn gut ist, dass er im Konzert das Publikum im Rücken hat: "Ich drehe mich um und ab dem Moment beginnt eine intime Zone zwischen den Musikern und mir. Dann ist das Publikum geschätzt, aber sekundär." Und er beschreibt, wie er sich fühlt, wenn er scheinbar entrückt und voller Elan auf dem Dirigentenpult steht und ein Wechselbad der Gefühle zu durchleben scheint.

Die wichtigste und längste Phase seiner Arbeit ist die Auseinandersetzung mit der Partitur. "Musik ist weniger explizit als Worte, subjektiver", beschreibt er. "Gleichzeitig ist Musik fast mathematisch."

Hrůša erklärt, was in seinem Kopf passiert, wenn er eine Partitur sieht und wie er sich mit der Musik auseinandersetzt. Er ist sich sicher, den Charakter der Komponisten in ihren Werken zu entdecken. "Wenn ich nichts Biografisches über einen Komponisten wüsste… den Charakter oder die Natur könnte ich aus einer Palette von Stücken nennen."

In dieser Arbeitsphase möchte er niemand anderen präsent haben.

Die zweite wichtige Phase sind die Proben mit dem jeweiligen Orchester. Dieses Kollektiv zu einer Einheit zusammenzubringen, sei die Aufgabe des Dirigenten. "Dafür muss man eine starke Vorstellung davon haben, wie man das Stück haben möchte", sagt er. "Aber noch wichtiger ist eine menschliche Überzeugung, dass die Leute das gerne machen. Ohne das Gefühl, dass es eine Pflicht oder Druck oder ein Befehl ist, sondern in einer Atmosphäre von Zusammenarbeit und Kollaboration."

Der dritte Teil ist "die Krone": das Konzert. Dann sei maximale Konzentration gefordert. "Man ist verantwortlich für die Laune, für die Atmosphäre", beschreibt Jakub Hrůša. Das sei aus Sicht vieler Dirigenten das, was am schwersten zu lernen sei.

Jakub Hrůša ist einer der Dirigenten, die sich – egal, mit welchem Ensemble er spielt – Stücke und Solisten aussuchen kann. Wie er dabei vorgeht, erzählt er ebenfalls im Podcast. Und er verrät, welche Stücke ihn früher mal begeistert haben und heute nicht mehr.

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